In ahd. Zeit sind das
Sächsische und das Niederfränkische Dialekte, die nicht von der 2.
Lautverschiebung betroffen sind. Ein kleiner Sektor des Niederfränkischen
am Niederrhein wird durch die politische Grenzziehung dem niederdeutschen
Sprachgebiet zugeführt, während der größte Teil des
Niederfränkischen zusammen mit Teilen des Sächsischen das
spätere Niederländische bildet, das seit der 2. Hälfte des 12.
Jh. Literatur- und teilweise Geschäftssprache ist, auf dem Wege, sich zu
einer selbständigen Gemeinsprache zu entwickeln.
Die älteste Periode des
Niederdeutschen wird nach der Hauptmundart Altsächsisch
(auch Altniederdeutsch) genannt.
Ebenso wie das Ahd. ist das As. nicht einheitlich, sondern gliedert sich in
verschiedene Dialekte.
Schon
bevor die 2. Lautverschiebung das Nd. vom Hd. absonderte, gab es zwischen den
Nordseegermanen und den übrigen deutschen Stämmen gewisse sprachliche
Unterschiede, die noch heute die Verwandtschaft des Nd. mit dem Englischen und
dem Friesischen zeigen. U.a. ist die Flexion in diesen Sprachen mehr
vereinfacht als im Ahd. So ist z.B. im As. der Dativ des l. und 2.
Personalpronomens mit dem Akkusativ zusammengefallen. Zu den lautlichen
Übereinstimmungen gehört der Nasalschwund.
Der
selbständige sächsische Staat war von Karl dem Großen in das
Frankenreich eingegliedert worden. Trotz Massentaufen, Zerstörung alter
Kultstätten, Hinrichtungen und Zwangsumsiedlungen versuchten die Sachsen,
ihre Selbständigkeit zu bewahren, und widersetzten sich lange den
Christianisierungsversuchen und der politischen Beeinflussung.
In ahd.
Zeit begann jedoch die starke Beeinflussung des Nd. durch das Hd., die heute
noch nicht abgeschlossen ist. Sie wirkte sich zunächst im Wortschatz aus,
indem viele as. Wörter von hd. verdrängt wurden: urdeli 'Urteil' ersetzte dorn
(schwed. dorn), denn die Sachsen
mußten die fränkische Gerichtsverfassung übernehmen; fiur 'Feuer' verdrängte eldund usw. Natürlich vermittelte
das Ahd. auch den neuen christlichen Wortschatz.
Das
bedeutendste as. Schriftdenkmal ist das in 6.000 Stabreimversen abgefasste Epos
Heliand 'Heiland', um 830 von einem Mönch oder Schüler des
Klosters Fulda verfaßt. Es sollte die Missionierung der Sachsen
erleichtern, indem das Christliche mit germanischem Gedankengut verbunden
wurde. Es schildert das Leben Jesu, der als germanischer Stammesfürst -
mit seinen Jüngern als mutigen Gefolgsleuten, streitbaren Waffenknechten - dargestellt wird.